Im Zuge dieses Artikelreihe beschäftigen wir uns sehr detailliert mit dem Aktienmarkt, dessen Anayse, Chancen und die dabei entstehenden, möglichen Risiken. Um dies so einsteigerfreundlich wie möglich zu gestalten, beginnen wir hier mit der Frage, wie Aktien im Detail funktionieren.
Auch, wenn du bereits ein wenig Erfahrung am Aktienmarkt gesammelt hast, können wir dir nicht guten Gewissens empfehlen, diesen Artikel zu überspringen. Wir betrachten das Thema Aktien sehr gründlich und erklären etwaige Wissenslücken deinerseits dann im nächsten Artikel kein zweites Mal.
Aktien sind Anteile an einem Unternehmen. Wenn du eine Aktie kaufst, wirst du Miteigentümer dieses Unternehmens. Das bedeutet, dass du am Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens finanziell beteiligt bist, da dir ein Teil dieses Unternehmens mitgehört.
Unternehmen geben Aktien aus, um Kapital von Investoren zu erhalten. Unternehmen benötigen dieses Kapital, um zu expandieren, neue Produkte zu entwickeln oder Schulden zu tilgen. Anstatt nur Kredite aufzunehmen, können sie Anteile (Aktien) an Investoren verkaufen. Diese Investoren stellen dem Unternehmen Kapital zur Verfügung und erhalten dafür Aktien.
Eine viel zu selten gestellte Frage! Aktien werden prinzipiell an einer Börse gehandelt. Was Börsen sind, sehen wir in einem der nächsten Kapitel genauer an. Für's Erste ist es ausreichend, wenn du dir eine Börse wie eine Handelsplattform vorstellst: eBay zum Beispiel. Ein Realbeispiel für eine Börse ist die New York Stock Exchange (NYSE), an der Aktien vieler amerikanischer Unternehmen gehandelt werden. Diese Börse betreibt ein elektronisches Orderbuch, das den Preis der Aktie mathematisch bestimmt:
Auf Basis des Verhältnisses zwischen Kauf- und Verkaufsanfragen ermittelt dieses Orderbuch den aktuellen Preis der Aktie. Das darfst du dir ähnlich wie eBay Kleinanzeigen vorstellen: Viele Nutzer eröfnnen Verkaufs-Anzeigen, andere öffnen Gesuch-Anzeigen in der Hoffnung, Verkäufer für ihre Kaufanfrage zu interessieren. Der einzige Unterschied zu diesem Beispiel ist, dass eBay nicht den durchschnittlichen 'Wettbewerbspreis' - also den fairen Preis zwischen Käufern und Verkäufern - berechnet. Die Börse schon!
Die NYSE - New York Stock Exchange, Wall Street in New York City
Habe ich also eine Aktie zum Preis von 100 Euro gekauft, während die Nachfrage nach diesem Unternehmen seither um 20% gestiegen ist, während die angebotene Menge gleich blieb, so kann ich diese mit Gewinn für bspw. 120 Euro verkaufen, da sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage verschoben hat. Wenn sich plötzlich mehr Menschen für eine limitierte Ausgabe eines Gegenstands interessieren, steigt der Preis.
Isoliert von allen anderen Kennzahlen bedeutet der konkrete Preis einer einzelnen Aktie eines Unternehmens rein gar nichts und gibt keine Auskunft über den Erfolg oder Misserfolg des zugrundeliegenden Unternehmens. Ein Unternehmen, dessen Aktie bei einem stolzen Preis von 500 Euro notiert, kann signifikant weniger wert sein als ein Unternehmen, dessen Aktie bei lausigen 80 Euro notiert. Doch wieso ist das so?
Der Grund dafür ist, das Aktien nicht in einer fixen Menge bestehen: Jedes Unternehmen kann frei entscheiden, wieviele Aktien sie zu Beginn zum Verkauf anbieten. Zusätzlich können auch nach dem erfolgten Börsengang weitere Kapitalmaßnahmen erhoben werden - beispielsweise, um neue Investitionen zu stützen - in deren Kontext zusätzliche Aktien angeboten werden können.
Ein Unternehmen mit 1.000 Aktien zum Wert von je 5 Euro ist also signifikant mehr 'wert' als ein Unternehmen mit 100 Aktien zu je 20 Euro. Den Gesamtwert eines Unternehmens berechnen wir also, indem wir den Preis einer einzelnen Aktie mit der insgesamt im Umlauf befindlichen Menge an Aktien multiplizieren. Bei dem soeben genannten Beispiel von 1.000 Aktien zu je 5 Euro wären das also 1.000 x 5 Euro = 5.000 Euro Unternehmenswert. Diesen Wert des gesamten Unternehmens bezeichnet man als Marktkapitalisierung.
Wie du im Abschnitt über die Funktionsweise von Aktien gelesen hast basiert die Preisbildung einer Aktie auf Angebot und Nachfrage von Investoren. Konkret bedeutet das:
Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens und somit auch der Preis einer jeden Einzelaktie stellen nicht notwendigerweise eine realistische Einschätzung der finanziellen Situation des Unternehmens dar. Die Aktie eines Unternehmens, dem es tendenziell gut geht, könnte von einer Sekunde auf die Nächste stark an Wert verlieren, wenn plötzlich bekannt gegeben würde, dass dessen aktueller Geschäftsführer sich in den Ruhestand begibt. An der finanziellen Situation des Unternehmens ändert dies nichts, doch kann es sein, dass Anleger verunsichert sind, unglücklicherweise in Panik verfallen und sich dazu entscheiden, ihre Anteile am Unternehmen abzustoßen.
Ganz einfach: Bei der Betrachtung eines potenziellen Investments müssen wir nicht nur die Firma und dessen finanzielle Situation auf dem Papier sondern auch dessen innerbetriebliche Situation sowie das Gemüt der Investoren eben dieses Unternehmens unter die Lupe nehmen. Die Investoren eines Unternehmens wie Berkshire Hathaway beispielsweise handeln sehr bedacht - es kommt zu weniger starken Schwankungen im Preis, auch in wirtschaftlich unklaren Situationen. Anders hingegen ist die Anlegerschaft eines Unternehmens wie Tesla tendenziell jünger, unerfahrener und risikofreudiger: Die Aktie unterliegt daher stärkeren Schwankungen.
All das sind Faktoren, die für uns als Investoren nicht völlig unerheblich sind, wenngleich die finanzielle Situation eines Unternehmens deutlich entscheidender für die Preisbildung ist - insbesondere langfristig betrachtet. Wichtig bleibt jedoch, sich stets vor Augen zu führen, dass die Preisbildung am Aktienmarkt nicht nur mit der Wirtschaft sondern auch fundamental mit menschlicher Psychologie zusammenhängt.
Nun, da wir uns die Grundfunktionen einer Aktie angeschaut haben, wollen wir uns als Nächstes anschauen, wie wir Aktien handeln können: An einer Börse.
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