In diesem Kapitel möchten wir uns einmal die 9 gängigsten Investment- sowie Trading-Strategien anschauen. Als Investment-Strategien werden in diesem Kontext Strategien bezeichnet, die langfristig (12 Monate+) ausgelegt sind, während Trading-Strategien oft kürzere Zeitrahmen von nur wenigen Wochen, Tagen oder sogar nur Stunden bespielen.
Value Investing basiert auf der Idee, unterbewertete Aktien zu finden und langfristig zu halten. Diese Methode wurde von Investoren wie Warren Buffett populär gemacht. Entscheidende Kriterien sind ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), ein hohes Buchwertverhältnis und eine solide Bilanz. Die Strategie setzt darauf, dass der Markt den fairen Wert der Aktie mit der Zeit erkennt.
Value-Investoren analysieren Unternehmensberichte, finanzielle Kennzahlen und Markttrends, um Aktien zu identifizieren, die unter ihrem inneren Wert gehandelt werden. Sie bevorzugen oft etablierte Unternehmen mit stabilen Cashflows und einer starken Marktposition. Diese Strategie erfordert Geduld, da es oft Jahre dauern kann, bis sich der wahre Wert einer Aktie entfaltet.
Warren Buffet und Charlie Munger, zwei der bekanntesten Value Investoren. Quelle: Berkshire Hathaway
A significant risk with value investing is the value trap —when a stock appears cheap but remains undervalued for good reasons. Companies with structural problems or poor management may continue to deliver poor returns despite their low valuations.
Als Growth-Investoren bezeichnen sich häufig Anleger, die es sich zur Aufgabe machen, Neugründungen zu erkennen, die entweder disruptive, erfolgsversprechende Geschäftskonzepte mitbringen oder einen Markt von einem neuen, bisher untersättigten Betrachtungswinkel bearbeiten. Einfach gesagt: Es geht hier darum, den bisher noch unentdeckten, zukünftigen Stern am Himmel seiner Branche zu finden.
Erfolgreiches Growth Investing setzt dementsprechend eine hervorragende und tiefgreifende Kenntnis des zu bestreitenden Marktes voraus - nur so kann sicher eingeschätzt werden, ob das bisher noch unterrepräsentierte Unternehmen wirklich das Wachstumspotenzial in sich trägt, das der Anleger vermutet: Und selbst dann müssen wir den Begriff sicher in Anführungszeichen stecken.
Growth Investing ist eine der Strategien mit dem höchstmöglichen Profitpotenzial, jedoch geht Profit an der Börse in den meisten Fällen mit einem ähnlich hohen Risiko einher. Besonders kleine, vermeintlich aufstrebende Unternehmen umgibt ein größeres Insolvenz-Risiko, in dessen Fall der Anleger sein gesamtes Investment verliert.
Die Fundamentalanalyse bewertet den inneren Wert eines Unternehmens durch die Untersuchung finanzieller Kennzahlen, Branchenentwicklungen und makroökonomischer Faktoren. Wichtige Indikatoren sind Gewinnwachstum, Verschuldungsgrad und Wettbewerbsvorteile. Diese Strategie wird von langfristigen Investoren bevorzugt.
Der wesentliche Unterschied zu spezifischeren Strategien wie dem Value- oder Growth-Investing ist hier die holistische Betrachtung des gesamten Marktes ohne Ausschluss gewisser Firmen auf Basis eines Bias (Growth bzw. Value). Als Fundamentalanalyst kann ich also genau so gut eine Firma in ihrem ersten Geschäftsjahr wie einen Multi-Billion-Dollar Tech-Konzern verfolgen.
Wie wir uns gerade angeschaut haben beruht die Chartanalyse oder auch technische Analyse genannt auf der Untersuchung historischer Kursbewegungen. Trader nutzen Chartmuster, Trendlinien und Indikatoren wie Bollinger Bänder oder den RSI, um Vorhersagen über künftige Preisbewegungen zu treffen. Diese Strategie ist besonders bei kurzfristig orientierten Tradern beliebt.
Im Gegensatz zu Dauerbrenner-Branchen wie dem Big-Tech Sektor gibt es einige Branchen und Unternehmen, deren Wertbildung am Aktienmarkt zyklisch verläuft. Dies hängt meist damit zusammen, dass die Branche bspw. an politische Regularien gebunden ist und diese Aufmerksamkeit nur in regelmäßigen, dafür aber zeitlich weit auseinanderliegenden Abständen erfährt.
Bitcoin auf dem Wochenchart: Ein Paradebeispiel eines zyklischen Assets. Quelle: TradingView
Ein weiteres, ideales Beispiel dafür ist der Cannabis-Sektor: Dieser wird, insbesondere in den USA, aufgrund der Einordnung von Cannabis im Drug-Schedule Register der DEA, stark besteuert und erhält von der Politik nur wenig Luft zum Atmen, was bei Unternehmen der Branche nicht selten zu hoher Verschuldung führt. Aufgrund des großen Interesses insbesondere jüngerer Generationen an diesem Thema kommt es jedoch - unter Anderem - oft während politischen Wahlkämpfen - zu Versprechungen bezüglich der Lockerung der Cannabis-Gesetzgebung. In diesen Zeiträumen sowie nach Wahlen eines cannabis-freundlichen Präsidenten floriert der Sektor, der sonst jahrelang brach liegt!
Außerhalb dieser überschaubaren Zeiträume ist der Sektor für Anleger jedoch mehr als uninteressant, wenn nicht sogar abschreckend, da viele der Unternehmen schlichtweg wenig profitabel sind. Der Kurs kollabiert. In diesen Zeiträumen investiert der antizyklische Anleger große Tranchen, um vom nächsten zyklischen Aufschwung der Branche zu profitieren.
Newstrading basiert auf aktuellen Nachrichten und wirtschaftlichen Ereignissen. Trader handeln basierend auf Unternehmensmeldungen, makroökonomischen Berichten oder politischen Entwicklungen. Da sich Kurse oft schnell bewegen, ist ein rasches Handeln erforderlich. Ein Beispiel ist der starke Einfluss von Zentralbankentscheidungen auf den Devisenmarkt.
Trader nutzen Wirtschaftskalender, um sich auf bevorstehende Nachrichten vorzubereiten. Positive Nachrichten führen oft zu Kursanstiegen, während negative Meldungen Abstürze verursachen können. Hochfrequenzhändler setzen oft auf Algorithmen, um Sekunden nach einer Nachricht zu reagieren.
Ein Risiko beim Newstrading ist die hohe Volatilität unmittelbar nach der Bekanntgabe von Nachrichten. Ein plötzliches Marktverhalten kann zu unerwarteten Verlusten führen, weshalb eine schnelle Reaktionsfähigkeit essenziell ist.
Beim Momentum Trading setzen Trader auf Aktien, die in der Vergangenheit stark gestiegen sind und weiterhin an Fahrt gewinnen könnten. Die Strategie basiert auf der Annahme, dass steigende Kurse weiteres Interesse wecken und so den Aufwärtstrend verstärken. Momentum-Trader verwenden oft technische Indikatoren wie den Relative Strength Index (RSI) oder den Moving Average Convergence Divergence (MACD).
Diese Strategie setzt darauf, dass Trends anhalten, bevor eine Umkehr stattfindet. Trader identifizieren stark steigende Aktien und setzen auf eine Fortsetzung des Trends. Dabei nutzen sie oft Kursmuster wie Breakouts oder gleitende Durchschnitte als Bestätigungssignale. Der Handel erfolgt oft kurzfristig, sodass Trader schnell Gewinne realisieren oder Verluste begrenzen müssen.
Ein wesentliches Risiko beim Momentum Trading ist das plötzliche Ende eines Trends. Wenn eine Aktie oder ein Marktsegment abrupt an Wert verliert, kann dies zu hohen Verlusten führen. Stop-Loss-Orders und eine strikte Risikomanagementstrategie sind daher essenziell für den Erfolg.
Beim Volumentrading analysieren Trader das Handelsvolumen einer Aktie oder eines Marktes. Ein hohes Volumen kann auf starke Marktbewegungen hinweisen und damit Trends bestätigen. Indikatoren wie das On-Balance-Volume (OBV) oder das Volume Weighted Average Price (VWAP) helfen, Handelsentscheidungen zu treffen. Diese Strategie wird oft von Daytradern genutzt.
Trader achten darauf, ob ein erhöhtes Volumen mit einer Kursbewegung übereinstimmt, da dies eine Bestätigung für den Trend sein kann. Plötzliches Volumenwachstum kann auf institutionelle Investoren oder große Marktakteure hinweisen, die Positionen aufbauen.
Ein Risiko besteht darin, dass sich Marktbewegungen trotz hohem Volumen nicht wie erwartet entwickeln. Falsch interpretierte Signale können zu Fehlinvestitionen führen, weshalb die Kombination mit anderen Indikatoren hilfreich ist.
Swingtrading ist eine Handelsstrategie im Finanzmarkt, bei der Anleger versuchen, von kurzfristigen, unbedeutsamen Kursschwankungen zu profitieren. Positionen werden dabei typischerweise über wenige Tage bis Wochen gehalten. Trader nutzen technische Analyse, Chartmuster und Indikatoren wie Resistances und Supports, um Einstiegs- und Ausstiegspunkte zu bestimmen. Ziel ist es, Trends oder Preisschwankungen auszunutzen, ohne die Position langfristig zu halten.
Platin auf dem Tageschart: Ein häufiger Kandidat für Swingtrades. Quelle: TradingView
Beispielhaft für Swingtrading sind Trades auf Basis von Rohstoffen wie Platin: Der Kurs hält sich hier oft lange zwischen gewissen Niveaus und bietet Swingtradern so die Möglichkeit, an lokalen Lows ein- und üblichen Highs wieder auszusteigen.
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